UN-Weltwasserbericht 2022
In vielen Weltregionen herrscht zunehmende Wasserknappheit. Vielerorts ist unser Grundwasser verschmutzt. Wir Menschen müssen in Zukunft sorgfältiger mit unseren Wasserressourcen umgehen. Deshalb fordert die UNESCO in ihrem diesjährigen Weltwasserbericht eine nachhaltige Grundwassernutzung.
Unter dem Titel „Grundwasser – Unsichtbares sichtbar machen“ hat die UNESCO ihren Weltwasserbericht für das Jahr 2022 vorgestellt. Dieser rückt ganz bewusst das Grundwasser in den Fokus, weil es eine enorme Bedeutung für uns Menschen hat. Es macht rund 99 Prozent des gesamten flüssigen Süßwassers auf der Erde aus. Die Hälfte des Wassers, das wir weltweit im Privathaushalt nutzen, kommt aus dem Grundwasser. Auch die Landwirtschaft ist stark davon abhängig. Sie nutzt etwa ein Viertel des Grundwassers zur Bewässerung. Gerade weil es einen so hohen Stellenwert für uns Menschen hat, dürfen wir das enorme Potenzial des Grundwassers nicht länger außer Acht lassen. Wir müssen diese natürliche Ressource besser verstehen, verwalten und nachhaltig nutzen. Denn in manchen Erdteilen sind unsere Grundwasservorräte massiv verschmutzt, übernutzt oder im schlimmsten Fall gar nicht erst verfügbar.
UNESCO fordert Schutz des Grundwassers durch die Regierung
Deutschland nutzt sein Grundwasser in erster Linie zur Trinkwassergewinnung. Eine Übernutzung droht hier kaum. Allerdings kämpfen wir in Deutschland seit Jahren mit einer anderen Problematik: Der Verschmutzung unseres Wassers durch Nitrat. Dabei handelt es sich um ein Salz, welches grundsätzlich nicht gefährlich ist. Allerdings kann unser Körper es zu Nitrit umwandeln. In dieser Form stellt es vor allem für Babys eine Gefahr dar, weil es die Sauerstoffaufnahme im Blut hemmen kann.
Deutschlandweit wurden die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser an jeder sechsten Messstelle überschritten. Deshalb hat der Europäische Gerichtshof Deutschland bereits 2018 verurteilt. Doch maßgeblich kann am Ende nur die Landwirtschaft etwas ändern. Denn Nitrat aus chemischen und organischen Düngemitteln ist weltweit der häufigste Schadstoff im Grundwasser. So fordert Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission: „Gerade die Landwirtschaft als wichtigster Verursacher der Nitratkonzentrationen hierzulande muss endlich eine echte Transformation durchlaufen“. In erster Linie also ist die Landwirtschaft für die Nitratkonzentration in unserem Grundwasser verantwortlich. Besonders brisant: Einmal verschmutzte Grundwasserleiter sind in der Regel für immer belastet. Die Verschmutzung unseres Grundwassers ist somit ein nahezu irreversibler Prozess. Um hier entgegenzusteuern fordern die Vereinten Nationen in ihrem Weltwasserbericht schärfere Gesetze. Eingebettet in die Landwirtschafts- und Wasserpolitik auf nationaler Ebene.
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SITUATION VON ERDTEIL ZU ERDTEIL SEHR UNTERSCHIEDLICH
In Deutschland kämpfen wir mit einer zu hohen Nitratbelastung, andernorts ist Grundwasser mit Krankheitserregern kontaminiert. Es eignet sich somit nicht als Trinkwasser. Vor allem in Afrika und Südostasien sind knapp ein Drittel der ländlichen Grundwasserleiter davon betroffen. Hinzukommt, dass allein in Subsahara-Afrika knapp 400 Millionen überhaupt keinen Zugang zu grundlegenden Wasserdienstleistungen haben. Was allerdings nicht daran liegt, dass kein Wasser zur Verfügung steht. Ganz im Gegenteil: Grundsätzlich wäre genügend Grundwasser vorhanden.
Auch die Qualität des Grundwassers sei im Allgemeinen gut. Afrika zapft es aber nicht an! Nur drei Prozent der Ackerflächen sind mit entsprechenden Bewässerungssystemen ausgestattet. Dabei könnte die Erschließung des Trinkwassers gerade in Afrika die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich vorantreiben. Durch größere Flächen könnten nicht nur die landwirtschaftlichen Erträge, sondern auch die Vielfalt der Anbaukulturen deutlich erhöht werden. Was zusätzlich die Ernährungssicherheit im Land verbessern würde. Doch es mangelt an Investitionen: In Infrastruktur, Institutionen und vor allem in die Ausbildung von Fachleuten rund um unsere wichtigste Ressource, das Wasser.
Staaten müssen sich zu Grundwasser-Governance verpflichten
Weltweit haben derzeit 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Mehr als 4 Milliarden Menschen stehen keine Sanitäranlagen zur Verfügung. Dabei ist der gleichberechtigte Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser inzwischen als Menschenrecht anerkannt. Ebenso die Verfügbarkeit sanitärer Einrichtungen. Daran erinnert der Weltwassertag, der jährlich am 22. März stattfindet. Für die Zukunft fordert der Weltwasserbericht klare Aktionspläne oder Strategien. Um diese Rechte tatsächlich allen Menschen zu ermöglichen. Hierfür ist es von entscheidender Bedeutung, dass die einzelnen Staaten sich selbst zum Schutz ihres Grundwassers verpflichten. Und zwar nicht nur in Form von Gesetzen oder Vorschriften. In erster Linie braucht es klare Strategien und Pläne zur Umsetzung. Denn nur so können wir sicherstellen, dass der Zugang und die Verteilung des Grundwassers auch für künftige Generationen gewährleistet ist.